Die Adoleszenz stellt ein sensibles Zeitfenster für die Gehirnentwicklung dar, in dem soziale Erfahrungen lebenslang kognitive und emotionale Entwicklungsverläufe entscheidend beeinflussen können. Es ist jedoch unklar, wie belastende soziale Erfahrungen während der Adoleszenz die individuelle Vulnerabilität oder Resilienz gegenüber kognitivem Altern beeinflussen. Die zentrale Hypothese des Vorhabens lautet, dass sozialer Isolationsstress während der Adoleszenz langfristige neurobiologische Veränderungen induziert, die Individuen anfällig für einen beschleunigten kognitiven Abbau im späteren Leben machen. Das Projekt soll neuartige mechanistische Einblicke in die Biologie des kognitiven Alterns sowie die Folgen frühzeitiger Stressbelastungen generieren und Interventionsstrategien identifizieren, die langfristig in Humanstudien überführt werden können.
SI-ADO-AGEING ist ein transnationales Verbundprojekt im Rahmen der Europäischen Partnerschaft „Fostering a European Research Area for Health“ (ERA4Health) von Forschenden aus Deutschland, Frankreich, Polen, Dänemark, den Niederlanden und den USA. Die Aufgaben des DZNE konzentrieren sich in diesem Projekt auf die Untersuchung von Mechanismen der neuronalen Verschaltung. Dabei werden umfassende elektrophysiologische Analysen, synaptische Plastizitätsuntersuchungen und rechnerische Analysen eingesetzt, um zu entschlüsseln, wie sozialer Isolationsstress während der Adoleszenz die Dynamik des Hippocampus-Netzwerks im Laufe der Alterung verändert.