Die intravenöse Gabe von Eisenpräparaten hilft Patienten mit Herzschwäche – Männern allerdings besser als Frauen. Dies ermittelte ein Hamburger Forschungsteam bei der Auswertung der FAIR-HF2-Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung.

Bei der Behandlung von Herzschwäche gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer profitieren stärker von einer intravenösen Gabe von Eisenpräparaten als Frauen.
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Menschen mit Herzmuskelschwäche leiden sehr oft auch unter Eisenmangel und Blutarmut, deshalb ist die intravenöse Gabe von Eisen Bestandteil der medizinischen Leitlinien. Die am Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) durchgeführte klinische Studie FAIR-HF2 bestätigt die Wirksamkeit dieser Behandlung, allerdings kam ein Team um Professor Dr. Mahir Karakas vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auch zu einer überraschenden Erkenntnis. Bei einer getrennten Analyse der Daten von Männern und Frauen zeigte sich: Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede – Männer profitieren von der Therapie deutlich stärker als Frauen.
FAIR-HF2: Dank Eisengabe weniger Todesfälle und Klinikaufenthalte bei Männern
Der weit verbreitete Eisenmangel bei Herzinsuffizienz kann die körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität der Betroffenen beträchtlich einschränken. Deshalb sollte die FAIR-HF2-Studie klären, ob eine gezielte Behandlung dieses Mangels auch einen Einfluss auf das Risiko für Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzschwäche und kardiovaskuläre Komplikationen hat. An der Studie unter Leitung des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC) und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nahmen mehr als 1.100 Patientinnen und Patienten aus sechs europäischen Ländern teil.
Bei Männern, die Eisencarboxymaltose erhielten, wurde laut Studie eine klinisch relevante Verringerung der kardiovaskulären Todesfälle und der Krankenhausaufenthalte wegen Herzinsuffizienz beobachtet. Frauen dagegen hatten keinen vergleichbaren Nutzen von der Behandlung. Diese Erkenntnisse sollten zukünftig in weiteren großen Studien zur intravenösen Eisensupplementierung bei Herzinsuffizienz validiert werden, folgerten die Autoren der Studie.
Metaanalyse unterstreicht Notwendigkeit personalisierter Behandlung
Für die Forschenden war die FAIR-HF2-Studie ein wichtiges Puzzleteil, um die Rolle des Eisenhaushalts bei Herzschwäche besser zu verstehen. Gleichzeitig mit der im Fachjournal JAMA publizierten Studie veröffentlichten sie eine internationale Metaanalyse im Fachmagazin Nature Medicine, die die klinische Relevanz ihrer Erkenntnisse unterstreicht. Diese Analyse fasst Daten aus sechs randomisierten Studien mit insgesamt über 7.000 Patientinnen und Patienten zusammen, darunter auch FAIR-HF2. Ihr wichtigstes Ergebnis: Die intravenöse Eisengabe verringert das Risiko für wiederholte Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinsuffizienz sowie für kardiovaskulären Tod signifikant – insbesondere im ersten Jahr nach Beginn der Behandlung.
Zwar habe die Eisentherapie bei Herzinsuffizienz viele Vorteile, doch lege die Auswertung auch nahe, dass die Wirksamkeit einer intravenösen Eisensubstitution erheblich vom Geschlecht abhänge, so Professor Karakas: „Während Männer klare prognostische Vorteile erzielen, profitieren Frauen diesbezüglich nicht. Unsere Arbeit liefert damit neue, klinisch hochrelevante Belege für eine personalisierte Behandlung bei Herzinsuffizienz und Eisenmangel und unterstreicht die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Aspekte systematisch in zukünftige Studien und Leitlinien einzubeziehen.“
Professor Karakas und sein Team am UKE haben bislang noch keine Erklärung dafür, warum die zusätzliche Gabe von Eisen bei Frauen weniger wirksam ist. Die Männer und Frauen in der FAIR-HF2-Studie waren in einem ähnlichen Alter, im Schnitt 70 bzw. 69 Jahre alt, die meisten Frauen waren damit in der Postmenopause. Sie waren im Schnitt „gesünder“ und hatten weniger Begleiterkrankungen als die Männer, so dass die Forschenden für sie sogar eher vorteilhaftere Ergebnisse als für die männlichen Teilnehmer erwartet hatten. „Allerdings“, so betont Karakas, „gibt es bereits präklinische Daten, die auf geschlechtsspezifische Unterschiede in der Eisen-Homöostase, also der Balance der Eisenspiegel, der Hormonregulation und von Entzündungsprozessen hinweisen.“ Um diesen Aspekt der geschlechtsspezifischen Balance des Eisenspiegels zu verstehen, bedarf es weiterer Forschung.
Die Deutsche Herzstiftung hat Professor Karakas, der bereits umfangreich zu geschlechtsspezifischen Aspekten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geforscht hat, Ende November 2025 für seine Arbeit den Martina Grote-Wissenschaftspreis „Frauenherzen“ verliehen.
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)
Im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung, kurz DZHK, bündeln 28 universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen an sieben Standorten in ganz Deutschland ihre Kräfte, indem sie eine gemeinsame Forschungsstrategie verfolgen. Das vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) und den Sitzländern geförderte DZHK bietet ihnen den Rahmen, um Forschungsideen gemeinsam, besser und schneller als bisher umsetzen zu können. Wichtigstes Ziel des DZHK ist es, neue Forschungsergebnisse möglichst schnell für alle Patientinnen und Patienten verfügbar zu machen und Therapien sowie die Diagnostik und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern.
Originalpublikationen:
Anker, S. D., Friede, T., Karakas, M., et al. (2025): Intravenous Ferric Carboxymaltose in Heart Failure With Iron Deficiency – The FAIR-HF2 DZHK05 Randomized Clinical Trial. JAMA, Published Online: March 30, 2025. DOI: 10.1001/jama.2025.3833
Anker, S. D., Karakas, M., et al. (2025), Systematic review and meta-analysis of intravenous iron therapy for patients with heart failure and iron deficiency. Nature Medicine, Nat Med 31, 2640–2646. 2025. DOI: 10.1038/s41591-025-03671-1