03.11.2025

| Aktuelle Meldung

Wenn ein Anruf Herz und Seele guttut

Regelmäßiger telefonischer Kontakt zu geschultem Pflegepersonal hilft psychisch belasteten Patientinnen und Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit. Die Lebensqualität der Betroffenen steigt, sie sind weniger gestresst und körperlich aktiver.

Eine ältere Dame mit Helm fährt auf einem Fahrrad und winkt.

Körperliche Aktivität beeinflusst den Verlauf einer koronaren Herzkrankheit positiv. 

DLR Projektträger / BMFTR

Nicht selten sind Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) auch psychisch belastet. Sie leiden zusätzlich an einer Depression und verspüren Angst oder Stress. Schätzungsweise ist jeder vierte Mensch mit KHK betroffen. Mit schwerwiegenden Folgen: Eine psychosoziale Belastung wirkt sich auf Lebensqualität, Lebensstil und Therapietreue und damit auch auf den Krankheitsverlauf der Betroffenen aus. Die gute Nachricht ist: Eine regelmäßige telefonische Betreuung, genannt TeamCare, in der sowohl die psychische Belastung als auch KHK-Risikofaktoren besprochen werden, kann die Versorgung dieser Gruppe von Patientinnen und Patienten deutlich verbessern.

Professor Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Leiter der Klinischen Psychokardiologie an der Universitätsmedizin Göttingen, hat die Effekte von TeamCare wissenschaftlich untersucht. In einer Studie mit mehr als 450 Patientinnen und Patienten mit KHK und einer gleichzeitigen psychischen Belastung kam er zu folgendem Ergebnis: Nach zwölf Monaten war die gesundheitsbezogene Lebensqualität der TeamCare-Patienten deutlich verbessert verglichen mit Patientinnen und Patienten, denen ausschließlich die Standardbehandlung zugute kam. Zudem waren die regelmäßig telefonisch begleiteten Patientinnen und Patienten psychisch weniger belastet und körperlich aktiver. Die klinische Studie wurde vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert.

Eine Arzthelferin sitzt an einem Schreibtisch und telefoniert.

Regelmäßige Anrufe von geschultem Pflegepersonal verbessern die Versorgung von psychisch belasteten Patientinnen und Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit.

DLR Projektträger / BMFTR
 

Spezialisierte Pflegekräfte rufen regelmäßig an

Die Patientinnen und Patienten wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt: Entweder erhielten sie die übliche Versorgung ihrer behandelnden Ärztinnen und Ärzte oder die übliche Versorgung plus TeamCare. In der TeamCare-Gruppe telefonierten spezialisierte Pflegekräfte im ersten Quartal zweimal pro Monat für etwa eine halbe Stunde mit den Patientinnen und Patienten. In den folgenden Monaten wurden die Telefonate auf einmal im Monat reduziert, es sei denn, andere Intervalle waren aus medizinischen oder psychologischen Gründen angezeigt. Die Telefonate dienten beispielsweise dazu, einen individuellen Behandlungsplan etwa zur Blutdruckkontrolle zu entwickeln, aber auch gemeinsam Lösungen zu finden, um psychischen Stress zu verringern. Die Anrufe motivierten auch zur Therapietreue, also etwa Arzttermine wahrzunehmen, Rezepte einzulösen und körperlich aktiv zu sein.

Lebensqualität und Zufriedenheit steigt

Tatsächlich wird der Krankheitsverlauf einer KHK maßgeblich durch das Gesundheitsverhalten der Patientinnen und Patienten beeinflusst. Fachleute sprechen von Sekundärprävention. Personen, die psychisch belastet sind, haben jedoch besonders häufig Schwierigkeiten damit, sich regelmäßig gesundheitsförderlich zu verhalten. So zeigten die Patientinnen und Patienten der TeamCare-Gruppe nach einem Jahr einen signifikant höheren Anteil an Behandlungserfolgen in Bezug auf ihre herzspezifische Lebensqualität. Psychische Belastungen, Depressionen, Ängste und Stress nahmen ab. Zudem waren die Patientinnen und Patienten, motiviert durch die regelmäßige telefonische Kontaktaufnahme, körperlich aktiver, was den Krankheitsverlauf der KHK positiv beeinflusst.

Studienleiter Professor Herrmann-Lingen hofft, dass die TeamCare-Behandlung zukünftig als Behandlungsoption für psychisch belastete KHK-Patienten in den medizinischen Alltag Einzug erhält.

Der November steht ganz im Zeichen des Herzens

Vom 1. bis zum 30. November 2025 finden die bundesweiten "Herzwochen" statt. So bietet zum Beispiel die Deutsche Herzstiftung zahlreiche Veranstaltungen und Aufklärungsaktionen zur Herz-Kreislauf-Medizin an.

Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist die mit Abstand häufigste Herzerkrankung in der westlichen Welt. Allein in Deutschland sind etwa fünf Millionen Menschen betroffen, jedes Jahr sterben bei uns rund 120.000 Patienten daran – meist infolge eines Herzinfarktes.