Im Takt der Hormone: Wichtige Lebensphasen im Visier

Frauen durchlaufen in ihrem Leben verschiedene hormonelle Phasen, gesteuert von komplexen Regelwerken im Körper. Die Erforschung des Einflusses der Hormone auf die Frauengesundheit hilft dabei, Beschwerden zu lindern sowie Krankheiten zu behandeln.

Bildbeschreibung: Eine schwangere Frau liegt mit dem Rücken auf einer Liege. Eine Ärztin im weißen Kittel hält ein Ultraschallgerät in der Hand und tastet den hochgewölbten Bauch der Schwangeren ab. Beide schauen auf einen Monitor.

Eine Schwangerschaft ist eine besondere unter den vielen verschiedenen hormonellen Phasen, die Frauen in ihrem Leben durchlaufen. 

Gorodenkoff / Adobe Stock 

Frauen durchlaufen bis ins hohe Alter verschiedene hormonelle Phasen, die Männer in dieser Vielfalt so nicht erleben. Allein durch den weiblichen Zyklus ist der Hormonspiegel im Monatstakt ständigen Schwankungen unterworfen. Auch entlang der Lebensspanne befindet sich der Spiegel der weiblichen Geschlechtshormone – wie zum Beispiel der Östrogene – in einem Auf und Ab: Eine junge Frau, die in der Pubertät zum ersten Mal ihre Monatsblutung hat, weist einen anderen Hormonspiegel auf als eine Schwangere oder eine Frau in den Wechseljahren.

Die hormonelle Phase beeinflusst, wie Medikamente wirken. Zudem wirken sich die Sexualhormone auch auf das Immunsystem aus. Gerät die fein abgestimmte Justierung der Hormone aus dem Gleichgewicht, können Krankheiten entstehen. Das hormonelle Regelwerk und seine Wechselwirkungen besser zu verstehen und zu beeinflussen, ist Ziel zahlreicher Forschungsaktivitäten.

Familienplanung: Von Periode, Schwangerschaft und Verhütung

Bei knapp der Hälfte und damit dem Großteil der Mädchen in Deutschland setzt die erste Regelblutung mit 12 Jahren ein. Von Hunderttausenden Eizellen, die bereits bei der Geburt angelegt sind, reifen rund 400 bis 500 im Leben einer Frau heran und können befruchtet werden.

Steht die Familienplanung an, ist in manchen Fällen medizinische Hilfe gefragt: So ist etwa jedes zehnte Paar in Deutschland ungewollt kinderlos und für die Erfüllung seines Kinderwunsches auf reproduktionsmedizinische Hilfe angewiesen. Zahlreiche Faktoren wirken sich auf die Fruchtbarkeit aus. Bei Frauen zählen hierzu hormonell gesteuerte Erkrankungen, die die Fruchtbarkeit einschränken können, beispielsweise die Endometriose und das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS). Bei Frauen mit PCOS produzieren die Eierstöcke zu viele männliche Geschlechtshormone und die Eizell-Reifung funktioniert nur noch eingeschränkt.

Endometriose: Erkrankung mit hohem Forschungsbedarf

Der Begriff reproduktive Gesundheit umfasst neben Fragen zur Fruchtbarkeit und der menschlichen Fortpflanzung aber auch das körperliche und seelische Wohlbefinden mit der eigenen Sexualität. Reproduktive Gesundheit hat zudem einen wichtigen Einfluss auf den Stoffwechsel und die Entstehung von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zum Beispiel birgt ein Schwangerschaftsdiabetes oder schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck das Risiko, sich bei den Müttern auch nach der Geburt zu einem Diabetes oder Herz-Kreislauf-Beschwerden zu entwickeln. Somit wirkt sich die reproduktive Gesundheit auf die Langzeitgesundheit aus.

Um die Forschung zur reproduktiven Gesundheit nachhaltig zu stärken, unterstützt das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) seit 2023 den Aufbau von fünf interdisziplinären Nachwuchszentren für reproduktive Gesundheit an den Standorten Hamburg, Jena, Leipzig, Münster und Ulm. Die Forschenden untersuchen den Einfluss von Übergewicht auf die reproduktive Gesundheit, innovative Methoden zur Erhaltung der Fruchtbarkeit sowie Herausforderungen der modernen Kinderwunschbehandlung. Auch Prozesse der frühen Schwangerschaft werden untersucht.

BMFTR stärkt Forschungslandschaft zur reproduktiven Gesundheit 

Neue Verhütungsmethoden erforschen
Familienplanung braucht zuverlässige und möglichst nebenwirkungsarme Verhütungsmethoden. Allerdings decken die heute verfügbaren Verhütungsmittel den Bedarf vieler Menschen nicht ab. Besonders junge Frauen nehmen seltener die Pille. Viele Menschen wünschen sich hormonelle Verhütungsmittel mit weniger Nebenwirkungen oder nicht-hormonelle Alternativen. Das BMFTR stärkt die Forschung zu Verhütungsmitteln mit einer eigenen Fördermaßnahme.

Neue Verhütungsmethoden für alle Geschlechter

Wechseljahre: Mehr Wissen über den natürlichen Übergang

Die Wechseljahre stellen eine natürliche Umstellung im Leben jeder Frau dar – von der fruchtbaren zur unfruchtbaren Phase. In den Eierstöcken verringert sich allmählich die Produktion der Hormone Östrogen und Progesteron. Mit durchschnittlich 51 bis 52 Jahren  haben Frauen ihre letzte Regelblutung, die Menopause. Aber bereits deutlich vorher und auch danach machen sich die Wechseljahre als Übergangsprozess im Körper bemerkbar.

Derzeit sind etwa neun Millionen Frauen in Deutschland zwischen 40 und 55 Jahren alt und befinden sich vermutlich in den Wechseljahren. Die Symptome sind sehr verschieden und unterschiedlich ausgeprägt: Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Gelenkschmerzen. Etwa ein Drittel der Frauen ist so stark von den Wechseljahren betroffen, dass Lebensqualität sowie Funktionsfähigkeit in Beruf und Alltag eingeschränkt sind.

Lange ein Tabu, verändert sich derzeit der gesellschaftliche Blick auf die Menopause: Nicht nur in den sozialen Medien und auf dem Büchermarkt erzielt das Thema viel Aufmerksamkeit. Der gestiegenen Nachfrage nach Aufklärung kommen immer mehr Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft nach. Ihr Ziel ist es, Lösungen für eine bessere  

Hormonersatztherapie auf dem Prüfstand

Da Wechseljahresbeschwerden durch Veränderungen der Hormonspiegel verursacht werden, kann eine Hormonersatztherapie in vielen Fällen die Symptome lindern. Ob und wie lange eine Hormonersatztherapie infrage kommt, hängt von vielfältigen Faktoren ab. So ist bei einigen Erkrankungen wie etwa Brustkrebs eine Hormonersatztherapie keine Option. Klar ist: Sowohl zu hormonellen als auch nicht-hormonellen Behandlungsansätzen der Menopause besteht weiter viel Forschungsbedarf.

Robusteres Immunsystem begünstigt Autoimmunerkrankungen

Geschlechtshormone wie die Östrogene und teils wohl auch Progesteron aktivieren die Abwehrkräfte. Hinzu kommt bei Frauen eine besondere genetische Ausstattung, denn jede weibliche Zelle besitzt zwei X-Chromosomen, die für die körpereigene Abwehr wichtige Gene tragen. Zwar ist eines der beiden X-Chromosomen stillgelegt, kann aber bei Schädigungen des aktiven Chromosoms als Reserve einspringen. Das Immunsystem von Frauen gilt daher als widerstandsfähiger und stärker als das von Männern. Ein aktiveres Immunsystem begünstigt allerdings auch Autoimmunerkrankungen: 80 Prozent der Betroffenen mit Autoimmunerkrankungen sind Frauen. Zu diesen Erkrankungen zählen rheumatoide Arthritis und Multiple Sklerose. Forschende gehen von einem komplexen Wechselspiel aus Hormonen, Genen und anderen Faktoren aus, das bisher erst in Ansätzen verstanden ist.