Von Unterleibsschmerzen bis zu ungewollter Kinderlosigkeit: Endometriose zeigt viele Gesichter. Diagnose und Therapie sind schwierig – aber verschiedene Forschungsprojekte arbeiten daran, die Situation für die Betroffenen zu verbessern.
Endometriose entsteht aus Zellen, die ihren biologischen Auftrag erfüllen – aber leider am falschen Ort. Hier ein kreatives Modell einer Gebärmutter mit außen liegenden, pink dargestellten Endometriose-Herden.
Design Cells/ Adobe Stock
Gebärmutterschleimhautzellen gehören in die Gebärmutter – eigentlich. Doch aus noch nicht endgültig geklärten Gründen kommen bei circa zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter diese spezialisierten Zellen auch außerhalb der Gebärmutter vor. Die Zellen in diesen sogenannten Endometriose-Herden folgen dennoch dem weiblichen Zyklus – sie bauen sich unter dem Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone auf und wieder ab. Am Ende eines Zyklus stößt der Körper aufgebaute Schleimhaut wieder ab. Blut und Gewebereste können bei den Zellen außerhalb der Gebärmutter jedoch nicht durch die Scheide abfließen. Die Abbauprodukte verbleiben deshalb in der Nähe des Endometriose-Herdes und können Entzündungen, Narben und Verwachsungen auslösen.
Die Folgen sind sehr unterschiedlich: Manche Frauen verspüren keine Beschwerden, während andere unter unterschiedlichen Symptomen leiden. Häufig sind dies starke Schmerzen im Unterbauch vor oder während der Menstruation. Aber auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang und beim Wasserlassen können auftreten. Bei manchen Frauen führt eine Endometriose dazu, dass sie nicht schwanger werden können.
Aufgrund der Vielfalt der Symptome ist eine Diagnose der Erkrankung schwierig und kann zu Fehldiagnosen führen, wie beispielsweise einem Prämenstruellen Syndrom. Durchschnittlich acht bis zehn Jahre dauert es, bis das Gebärmutterschleimhautgewebe auf Abwegen als Ursache für die häufig starken Beschwerden entdeckt wird. Aktuell wird Endometriose durch eine Kombination aus Anamnese, gynäkologischer Untersuchung, bildgebenden Verfahren und gegebenenfalls einer Bauchspiegelung diagnostiziert. Doch nicht nur die Diagnose der Erkrankung ist eine Herausforderung – auch Therapien beschränken sich bislang vor allem auf die Linderung der Symptome.
Hoffnung durch Forschung: Den verirrten Zellen auf der Spur
Um die Situation für die von Endometriose betroffenen Frauen zu verbessern, stärkt das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) die Endometriose-Forschung mit der eigens aufgelegten Fördermaßnahme „Pathomechanismen der Endometriose“: Seit September 2024 erforschen fünf interdisziplinäre Verbünde beispielsweise den Zusammenhang zwischen Endometriose und Unfruchtbarkeit, die Entstehungsursachen für Schmerzen sowie den Krankheitsverlauf und das Zusammenspiel mit dem Immunsystem. Ein Verbund sucht nach Biomarkern für neue, zielgerichtete Behandlungsmethoden. Auch die Ernährung wird in den Blick genommen: Ein Team von Forschenden widmet sich der Entschlüsselung des Zusammenspiels von Ernährung, Immunsystem, Stoffwechsel und Darmmikrobiom und entwickelt Ernährungskonzepte für Patientinnen mit Endometriose.
Endometriose: „Chamäleon der Gynäkologie“ wird erforscht
Das im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) vom BMFTR geförderte Forschungsprojekt RACOON-FADEN untersucht eine Variante von Endometriose – die sogenannte Adenomyose –, um eine frühere Diagnose der Erkrankung zu ermöglichen. Bei einer Adenomyose kommen Endometriose-Herde in der Muskelwand der Gebärmutter vor. In einer klinischen Studie werden Teilnehmerinnen an 13 zertifizierten Studienzentren in ganz Deutschland mithilfe von Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht, mit der man 3D-Bilder des Beckens erzeugen und ohne operativen Eingriff die Anatomie des Uterus untersuchen kann. Aus den Bilddaten, so der Ansatz der Forschenden, können möglicherweise Merkmale zur Früherkennung der Erkrankung identifiziert werden. Hierfür wenden die Forschenden neue Technologien wie die KI-gestützte Bildanalyse an.