| Förderkennzeichen: | 01GP2577 |
| Fördersumme: | 341.282 EUR |
| Förderzeitraum: | 2025 - 2027 |
| Projektleitung: | Dr. Jakov Gather |
| Adresse: |
Ruhr-Universität Bochum, LWL - Universitätsklinikum Bochum, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin Alexandrinenstr. 1-3 44791 Bochum |
Im Zusammenhang mit der Abwehr von Fremdgefährdung durch Menschen mit psychischen Erkrankungen kommt der Psychiatrie die gesellschaftliche Aufgabe zu, durch sichernde Maßnahmen und Behandlung – falls erforderlich auch unter Anwendung von Zwang – Dritte zu schützen. Diese sogenannte Ordnungsfunktion der Psychiatrie wird seit langem kontrovers diskutiert, im Rekurs auf die UN-Behindertenrechtskonvention sogar teils radikal infrage gestellt. Ein vollständiger Verzicht auf Zwang in der Psychiatrie ("zwangsfreie Psychiatrie") wird von verschiedenen Stimmen gefordert. Eine zwangsfreie Psychiatrie würde auf rechtlicher Ebene eine grundlegende Änderung der aktuellen Situation bedeuten und hätte erhebliche Auswirkungen auf den Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft. Das Diskursprojekt verfolgt das Ziel, eine breite gesellschaftliche Debatte über das Konzept einer "zwangsfreien Psychiatrie" anzustoßen. Es soll die Perspektiven von Menschen mit psychischen Erkrankungen, Angehörigen, Fachkräften und relevanten Akteuren – vor allem Personen, die sonst vom Diskurs ausgeschlossen sind (z. B. untergebrachte Menschen im Maßregelvollzug) – einbeziehen. Zentrale Anliegen der partizipativ gestalteten und innovativen Diskursformate sind die Erhöhung der gesellschaftlichen Sichtbarkeit betroffener Personen sowie die Sensibilisierung legislativer und exekutiver Institutionen für die Bedürfnisse und Herausforderungen von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Es soll eine Wissensbasis zur "zwangsfreien Psychiatrie" geschaffen werden, die eine informierte Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in der breiten Öffentlichkeit ermöglicht. Die Umsetzung erfolgt in drei aufeinander aufbauenden Phasen mit unterschiedlichen Methoden und Formaten, um die heterogenen Zielgruppen, Interessen und Erfahrungen zu berücksichtigen.