Rechte, Schutz und Zwangsfreiheit in der Psychiatrie

ZaPDisk untersucht und diskutiert, was unternommen werden muss, wenn Menschen mit psychischen Erkrankungen andere Personen gefährden. Wie können diese angemessen geschützt werden, ohne die Rechte der Erkrankten unangemessen einzuschränken?

Zwei geöffnete Hände halten den Schattenriss eines menschlichen Kopfs im Profil, der mit wirren kreisförmigen Linien ausgemalt ist.

Das Team im Projekt ZaPDisk untersucht, ob eine zwangsfreie Psychiatrie im Hinblick auf Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Dritte gefährden, ethisch angemessen und praktisch umsetzbar ist.

Viktor / Adobe (generiert mit KI)

Das Diskursprojekt ZaPDisk greift das heikle Thema der Fremdgefährdung durch Menschen mit psychischen Erkrankungen auf. Hier kommt der Psychiatrie die gesellschaftliche Aufgabe zu, durch sichernde Maßnahmen und Behandlung und falls erforderlich auch unter Anwendung von Zwang, Dritte zu schützen. Dieser Zwang in der Psychiatrie wird teils radikal infrage gestellt und ein vollständiger Verzicht, also eine „zwangsfreie Psychiatrie”, von verschiedenen Stimmen gefordert. Dies würde auf rechtlicher Ebene eine grundlegende Änderung der aktuellen Situation bedeuten und hätte erhebliche Auswirkungen auf den Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft.

In diese Debatte bezieht ZaPDisk die Perspektiven von Menschen mit psychischen Erkrankungen, Angehörigen, Fachkräften und vor allem von Personen ein, die sonst vom Diskurs ausgeschlossen sind, wie beispielsweise Menschen im Maßregelvollzug. Hierdurch soll die gesellschaftliche Sichtbarkeit betroffener Personen sowie die Sensibilisierung legislativer und exekutiver Institutionen für die Bedürfnisse und Herausforderungen von Menschen mit psychischen Erkrankungen erhöht werden. Es wird eine Wissensbasis zur „zwangsfreien Psychiatrie“ geschaffen, die eine informierte Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in der breiten Öffentlichkeit ermöglicht. Das Projektteam untersucht, ob eine zwangsfreie Psychiatrie im Hinblick auf Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Dritte gefährden, ethisch angemessen und praktisch umsetzbar ist. Und wie die Gesellschaft in Situationen, in denen Menschen mit psychischen Erkrankungen andere gefährden, angemessen geschützt werden kann.

Bislang wurden diese Fragen in Deutschland vor allem in fragmentierten Fachöffentlichkeiten adressiert, ohne dass eine Integration der vielfältigen ethischen, rechtlichen, sozialen und individuellen Perspektiven stattfand. Aufgrund der gesellschaftlichen Brisanz des Themas und um Impulse für die wissenschaftlich-fachliche Weiterentwicklung von neuen Konzepten zum Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Dritte gefährden, zu generieren, wird nun eine breitere Debatte umgesetzt.

Mehr Informationen zu  ZaPDisk

Förderinitiative: Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema Diskurse zu ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen in den modernen Lebenswissenschaften

Projekttitel: ZaPDisk – Zwangsfreie Psychiatrie? Ein Diskurs über Herausforderungen und Zukunftsperspektiven im Umgang mit Fremdgefährdung

Projektvolumen: 341.283 Euro

Projektlaufzeit: 2025 – 2027

Projektleitung:
PD Dr. Jakov Gather
Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin
Alexandrinenstr. 1-3
44791 Bochum