Von digitalen Zwillingen und Gehirnen in der Cloud

Das Projekt DigZwiG befasst sich mit Zukunftstechnologien des „digitalen Lebens“ als Mensch-Maschine-Verbindung in der Medizin. Mit der Öffentlichkeit wird über grundlegende Fragen zu den Erwartungen, Chancen und Risiken diskutiert.

Person bekleidet mit Haarnetz, medizinischer Atemmaske, blauem Kittel und VR-Brille blickt auf Bildschirm mit einer 3D-Darstellung des Gehirns

Virtuelle Abbilder von Menschen oder Organen werden in der Medizin beispielsweise dazu genutzt, Operationen zu planen und die Wirkung von Therapien zu testen.

Nathaphat / Adobe (generiert mit KI)

Das Diskursvorhaben DigZwiG befasst sich mit drei Zukunftstechnologien: der Schaffung von digitalen Zwillingen, Gehirn-Computer-Schnittstellen und dem sogenannten „Mind Uploading“.

Digitale Zwillinge in der Medizin, also virtuelle Abbilder von Menschen oder Organen, lassen sich durch die Verwendung echter Gesundheitsdaten erstellen. Sie werden dafür genutzt, um Organfunktionen zu beobachten, um Krankheitsverläufe zu simulieren, aber auch um die Wirkung von Therapien zu testen, und helfen so bei der Behandlung komplexer Krankheiten. Auch lassen sich anhand digitaler Zwillinge Gesundheitsrisiken vorhersagen.

Gehirn-Computer-Schnittstellen sind eine Technologie, die schon heute zum Beispiel in der Neuroprothetik genutzt wird, um Menschen mit schweren körperlichen Einschränkungen oder Verletzungen zu helfen oder bei der Rehabilitation zu unterstützen. „Mind Uploading“ verweist auf die Utopie einer digitalen Unsterblichkeit durch die Erstellung lebensnah wirkender persönlicher Avatare. Gemeint ist die hypothetische Übertragung des Bewusstseins einer Person auf ein externes, technisches Medium wie einen Computer, um ihre mentalen Inhalte, Erinnerungen und ihr Bewusstsein zu simulieren und potenziell ewiges Leben in digitaler Form zu ermöglichen.  In der Weiterentwicklung dieser Technologie würden die KI-Avatare einen Stand erreichen, der es rechtfertigt, diesen ein Bewusstsein zuzuschreiben.

Wie aber sollten individuelle Rechte und Interessen geschützt werden, wenn digitale Zwillinge als erweiterte elektronische Patientenakte genutzt werden? Mit welchem Selbstverständnis vom Menschen und unter welchen Bedingungen ist es denkbar, Gehirn-Computer-Schnittstellen zu nutzen, um beispielsweise die eigene Intelligenz zu steigern? Oder durch „Mind Uploading“ und KI-generierte Avatare digital unsterblich zu werden? Welche Verantwortung tragen Individuen sowie wirtschaftliche und staatliche Akteure, wenn Gehirn-Schnittstellen entwickelt und genutzt werden?

Fragen wie diese will das Projektteam im Format der „Dreizehn Fragen“ mit Bürgerinnen und Bürgern diskutieren. Dabei positionieren sich die Teilnehmenden auf einem Spielfeld entsprechend ihrer Haltung zu einer bestimmten Frage und bewegen sich im Verlauf von 13 Fragen je nach Zustimmung oder Ablehnung in Richtung der Mitte, die symbolisch für einen Kompromiss steht. Dadurch werden unterschiedliche Standpunkte zu den genannten Neurotechnologien sichtbar und verschiedene Perspektiven sowie gangbare Annäherungen können ausgelotet werden.

Mehr Informationen zu DigZwiG

Förderinitiative: Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema Diskurse zu ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen in den modernen Lebenswissenschaften

Projekttitel: DigZwiG – Dreizehn Fragen: Digitaler Zwilling und Gehirn in der Cloud - wann kommt’s?

Projektvolumen: 202.607 Euro

Projektlaufzeit: 2025 – 2026

Projektleitung:
Prof. Dr. Malte-C. Gruber
Justus-Liebig-Universität Gießen – FB 01 – Rechtswissenschaft – Professur für Bürgerliches Recht, Rechtsphilosophie und Recht der neuen Technologien
Licher Straße 76
35394 Gießen