Das Projekt SIGEL widmet sich den Bedürfnissen von Schwangeren in vulnerablen Lebensumständen. Mit Schwangeren, Frauenhilfeorganisationen und Hebammen wird über Versorgungslücken, Stigmatisierung und spezifische Bedürfnisse diskutiert.

Schwangere mit Erfahrungen mit Flucht oder Gewalt haben besondere Bedürfnisse bei der medizinischen Versorgung und brauchen besonderen Schutz. Hierfür will das Projekt SIGEL sensibilisieren.
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Das Akronym SIGEL steht für „Sicheres Gebären in vulnerablen Lebensumständen“. Das Projekt widmet sich der Frage, wie Schwangere in vulnerablen Lebenssituationen besser betreut und versorgt werden können. Schwangere gelten in besonderer Weise als vulnerabel, wenn sie sozialen, ökonomischen oder gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind. Dazu zählen beispielsweise Frauen, die nach Deutschland geflüchtet sind oder Gewalt erfahren haben. Werden die spezifischen Bedürfnisse dieser Frauen in der medizinischen und hebammengeleiteten Versorgung nicht berücksichtigt, steigt das Risiko für gesundheitliche Komplikationen bis hin zu erhöhter Mortalität und Morbidität bei Müttern und Neugeborenen.
SIGEL verfolgt das Ziel, die ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen der Versorgung schwangerer Frauen in vulnerablen Lebenslagen zu beleuchten. Das Projekt möchte den bislang marginalisierten Diskurs über die Betreuung vulnerabler Schwangerer öffnen, die Öffentlichkeit informieren und zu einer stärkeren gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung für Frauen-, Mütter- und Kindergesundheit in Deutschland beitragen. Im Mittelpunkt steht die Perspektive der Schwangeren selbst, die in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion häufig zu wenig Gehör findet. SIGEL macht im Austausch mit betroffenen Frauen die bestehenden Versorgungslücken sichtbar und beinhaltet dabei eine kritische Auseinandersetzung mit stigmatisierenden Kategorien.
Zur Umsetzung werden forschungsethische Standards und Methoden entwickelt, die speziell auf die Zusammenarbeit mit Personen in vulnerablen Lebensumständen zugeschnitten sind. In Erzählcafés findet der Austausch mit betroffenen Frauen statt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in Workshops gemeinsam mit Fachpersonen aus Hebammenwissenschaft, Frauenhilfeorganisationen und Gesundheitswesen aufgearbeitet. Partizipativ entsteht daraus ein Theaterstück, das filmisch dokumentiert und zur Sensibilisierung einer breiten Öffentlichkeit. eingesetzt wird. Für die Hebammenausbildung und -praxis werden zudem eine App mit Fallbeispielen, Handlungsempfehlungen und Checklisten entwickelt. So entstehen Ergebnisse, die langfristig zur Verbesserung der Versorgung beitragen.
SIGEL initiiert erstmals eine umfassende Diskussion über die spezifischen Risiken und Bedürfnisse vulnerabler Schwangerer und der sie betreuenden Hebammen, um die gesundheitliche Versorgung nachhaltig zu verbessern.
Mehr Informationen zu SIGEL
Förderinitiative: Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema Diskurse zu ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen in den modernen Lebenswissenschaften
Projekttitel: SIGEL – Sicheres Gebären in vulnerablen Lebensumständen
Projektvolumen: 336.818 Euro
Projektlaufzeit: 2025 – 2027
Projektleitung:
Dr. Davina Höll
Eberhard Karls Universität - Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung (ZGD)
Geschwister-Scholl-Platz
72074 Tübingen