KI in den Lebenswissenschaften: Forschungsethik spielend debattieren

Das Projekt KILEWI entwickelt ein kooperatives Rollenspiel, um sich an kritische ethische Fragen anzunähern. So kann an Schulen und im Studium spielerisch der Diskurs und eine eigene Urteilsbildung zur Bedeutung von KI für die Forschung geübt werden.

Vier Personen, je mit Laptop, Tablet oder Smartphone ausgestattet, sitzen am Schreibtisch über einem kooperativen Dokument. Überlagert ist das Bild als Collage mit einer schematischen Darstellung von einem KI-Chip vernetzt mit dem Internet, einem menschlichen Gehirn, Laptop, Chatfunktion und einem Roboter.

Die spielerische Auseinandersetzung mit ethischen und sozialen Herausforderungen rund um KI-gestützte Methoden soll Faktenwissen und Kompetenzen vermitteln.

InfiniteFlow / Adobe

Künstliche Intelligenz (KI) bietet enorme Möglichkeiten für die Lebenswissenschaften. In kurzer Zeit können mithilfe dieser Technologie aus teils öffentlich verfügbaren Forschungsdaten z. B. komplexe biologische Moleküle im Modell errechnet werden, um sie anschließend zu synthetisieren zu können. Aber wie gehen wir damit um, dass auch neue gefährliche Stoffe und Gifte – sei es gezielt oder als Nebeneffekt – auf diese Weise identifiziert (und folglich auch synthetisiert) werden können. Denn KI ist mehr als ein Werkzeug und wird mitunter als „Partner bei der Wissensproduktion“ bezeichnet. Da aber KI bislang keinen moralischen oder ethischen Kompass besitzt, müssen die Forschenden und die Gesellschaft als Nutzer der KI die nötigen ethischen Kompetenzen einbringen.

Ziel des Diskursprojektes KILEWI ist es, den argumentativen Diskurs zum Thema Forschungsethik auf sachlicher Ebene zu fördern und gleichzeitig Raum für unterschiedliche ethische Positionen zu schaffen. Dazu entwickeln die Forschenden ein kooperatives Rollenspiel. Die spielerische Auseinandersetzung mit den ethischen und sozialen Herausforderungen rund um KI-gestützte Methoden soll Faktenwissen sowie verschiedene Kompetenzen vermitteln. Wie führe ich eine (ethische) Debatte? Wie urteile ich basierend auf den vorliegenden Argumenten? Auch ethische Kompetenz wird geschult, indem das ethische Bewusstsein und moralische Urteilsvermögen sensibilisiert werden.

Für die Spielentwicklung recherchieren die Forschenden aktuelle Themen und sprechen mit Expertinnen und Experten aus Biologie, Medizin und Biotechnologie, um neue Fragen frühzeitig einzubinden.

Sowohl praktische Fragen als auch übergeordnete Fragen werden adressiert, wie etwa: Welche neuen Herausforderungen bringen KI-gestützte Methoden in den Lebenswissenschaften bei ziviler oder militärischer Anwendung mit sich (Stichwort: Dual-Use)? Welchen Anforderungen sollte datengetriebene Forschung mit Blick auf Datenschutz und Datensouveränität genügen? Übergeordnet stellt sich z. B. die Frage: Welche Möglichkeiten eröffnet die KI als neuer Akteur in Bezug auf die Forschung und Wissensgenerierung? Und welche Risiken ergeben sich aus dem Einsatz von KI für Individuen und die Gesellschaft im Ganzen?

Das entwickelte Spiel wird mit den begleitenden Lehr- und Lernmaterialien dem vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderten „KI-Campus“ angeboten, einer kostenfreien Lernplattform zum Thema Künstliche Intelligenz. Damit trägt das Diskursprojekt dazu bei, junge Menschen zu schulen und künftige Fachkräfte auf komplexe Entscheidungsszenarien vorzubereiten.

Mehr Informationen zu KILEWI

Förderinitiative: Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema Diskurse zu ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen in den modernen Lebenswissenschaften

Projekttitel: KILEWI – Künstliche Intelligenz in den Lebenswissenschaften: Forschungsethik spielend debattieren

Projektvolumen: 309.385 Euro

Projektlaufzeit: 2025 – 2027

Projektleitung:
Dr. Frank Ursin
Medizinische Hochschule Hannover – Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover

Projektpartner:
Prof. Dr. Tim Kacprowski, Technische Universität Braunschweig
Prof. Dr. Monika Taddicken, Technische Universität Braunschweig