November 2025

| Newsletter 120

5 Fragen an Dr. Martin Krasney

Dr. Martin Krasney ist Vorstandsmitglied des GKV-Spitzenverbandes. Im Gespräch erläutert er, wie Krankenkassen die Ziele der Nationalen Dekade gegen Krebs konkret unterstützen. Im Fokus: praxisnahe Lösungen für die Versorgungsrealität und Präventionsangebote.

Dr. Martin Krasney, Vorstandsmitglied des GKV-Spitzenverbandes

Dr. Martin Krasney, Vorstandsmitglied des GKV-Spitzenverbandes

GKV-Spitzenverband

Was motiviert Sie persönlich, sich neben Ihren Aufgaben in der strategischen Steuerung der Kranken- und Pflegeversicherung auch in der Nationalen Dekade gegen Krebs zu engagieren?

Da ist zunächst einmal die Schwere der Krebserkrankung, die jeden, jederzeit, unabhängig vom Alter einholen kann. Mit einer solchen Diagnose ändert sich von heute auf morgen alles – sowohl für die von der Erkrankung Betroffenen als auch für deren Familien. Die umfassende inhaltliche Aufstellung der Nationalen Dekade gegen Krebs vom Setzen von Forschungsschwerpunkten über die Patientenbeteiligung bis hin zur Prävention, aber auch die Vielfältigkeit der Dekaden-Partner ist beeindruckend. Hier zusammen etwas zu erreichen, kann eigentlich nur Freude bereiten und bereichern.

Forschung ist das zentrale Instrument der Nationalen Dekade gegen Krebs, um die Versorgung von Menschen mit Krebs langfristig zu verbessern. Wo gibt es Berührungspunkte zum GKV und wie können Krankenkassen dazu beitragen, klinische Studien breiter zugänglich zu machen?

Die Teilnahme an klinischen Studien ist mit zahlreichen Vorteilen verbunden, die Krankenkassen sind ja auch an der Finanzierung der Erprobungsstudien des G-BA beteiligt. Der Zugang zu Studien sollte jedoch durch leichter auffindbare Informationen gefördert werden, die auch alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte kennen. Zurzeit existieren parallel diverse nationale und internationale Register sowie Webseiten von Universitätskliniken oder Fachgesellschaften in sehr unterschiedlicher Aktualität. Es ist häufig noch „Glückssache“, ob die Behandelnden Kenntnis von einer passenden Studie zum richtigen Zeitpunkt haben. Hier muss noch mehr geschehen.

Sowohl die GKV als auch die Nationale Dekade gegen Krebs setzen sich für Prävention und Gesundheitsförderung ein. Wo sehen Sie hier die größten Synergien?

In der Krebsprävention spielen beinflussbare Aspekte wie Rauchen, Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel eine zentrale Rolle. Diese Risikofaktoren zu reduzieren, hilft nicht nur gegen Krebs, sondern beugt zahlreichen Erkrankungen vor. Die Krankenkassen bieten umfangreiche Unterstützungsleistungen zur Bewegungsförderung, zur Förderung einer gesunden Ernährung und zur Reduzierung des Suchtmittelkonsums an. Gleichzeitig betonen wir seit Jahren, dass unser Engagement nur erfolgreich sein kann, wenn auch von politischer Seite gehandelt wird, zum Beispiel in Sachen Tabak- und Alkoholkontrolle.

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist Ihnen ein zentrales Anliegen. Welche digitalen Ansätze könnten Ihrer Meinung nach die Krebsprävention und -versorgung besonders voranbringen?

Krebspatientinnen und -patienten werden von verschiedenen Spezialistinnen und Spezialisten behandelt – ambulant, stationär, an Zentren. Damit effektive Versorgung gelingen kann, müssen alle an der Behandlung Beteiligten über die notwendigen Informationen verfügen. Die Telematikinfrastruktur ist hier enorm wichtig. Alle Behandler müssen digital über die notwendigen Befunde verfügen. Nach Abschluss einer Therapiephase müssen die Ärztinnen und Ärzte am Wohnort der Patientin bzw. des Patienten informiert sein. Schließlich müssen die Patientendaten zum Beispiel an das Krebsregister gemeldet werden. Eine doppelte Eingabe von Daten ist aufwendig und fehleranfällig, wir sollten sie in Zukunft überflüssig machen. Kurz gesagt: Die digitale Verknüpfung unterschiedlicher Informationsquellen, die Herstellung von Interoperabilität, die Definition von Schnittstellen und Standards sind für die onkologische Versorgung und Forschung essenziell. Ein Riesenthema ist zudem natürlich die Nutzung von KI. Die Innovationszeiträume werden hier immer kürzer. Wir sollten und müssen die Chancen von KI nutzen und dabei gleichzeitig ihre Risiken minimieren.

X gegen Krebs

Der Strategiekreis versteht sich als Impulsgeber für neue Forschungsfelder und Versorgungsmodelle. Welche Impulse möchten Sie als Vertreter des GKV-Spitzenverbandes einbringen – insbesondere mit Blick auf die Perspektive Betroffener und die Versorgungsrealität?

Die Versorgungsrealität stellt Betroffene oft vor Herausforderungen. Welche der vielen Möglichkeiten sind für mich wirklich nützlich und geeignet: Wo bekomme ich die beste Behandlung, wie geht es nach dem Krankenhaus für mich weiter – diese und viele Fragen mehr stellen sich den Patientinnen und Patienten. Hier sollten wir daran mitwirken, dass sich die Betroffenen schnell, nutzerfreundlich, transparent und objektiv informieren können. Wir dürfen die Patientinnen und Patienten da nicht mit einem Wust aus Informationen – mit zudem oftmals zweifelhafter Herkunft – alleine lassen. Hier können die Krankenkassen helfen: Bestenfalls mittels von ihnen tagesaktuell in die ePA der Versicherten eingestellten Informationen können die Kassen ihre Versicherten entsprechend beraten und begleiten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Ansprechpartnerin:
Alexia Parsons
Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR)
Kapelle-Ufer 1
10117 Berlin
alexia.parsons@bmftr.bund.de
www.dekade-gegen-krebs.de