One Health: Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt im Fokus

Die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt ist eng verknüpft und muss übergreifend betrachtet werden. Dafür steht der One-Health-Ansatz. Er ist ein wichtiger Eckpfeiler der Forschungsförderung des BMFTR.

Eine Frau mit Mundschutz steht vor einem Zaun und füttert zwei Wildschweine.

Krankheiten können von Tieren auf Menschen übertragen werden.

Aloshin Evgeniy/ Adobe Stock

Aus dem Tierreich können bereits bekannte, aber auch neuartige Erreger auf den Menschen überspringen. In der Fachsprache werden von ihnen ausgelöste Infektionskrankheiten Zoonosen genannt. Eingriffe des Menschen in die Lebensräume der Tiere, weltweite Mobilität und internationale Handelsströme begünstigen die rasche Ausbreitung von Erregern. Gleichzeitig nehmen Resistenzen gegen Antibiotika und andere antimikrobielle Medikamente zu.

Die Erforschung von Zoonosen dient dem Gesundheitsschutz von Mensch und Tier und ist daher von besonderer gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Daher fördert das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) schon seit langem die Forschung zu zoonotischen Infektionskrankheiten.

Zoonosen erforschen

Zoonosen sind Infektionskrankheiten, deren Erreger zwischen Tieren und Menschen übertragen werden und sich mitunter schnell über Landesgrenzen hinweg ausbreiten können. Diese Erkrankungen können durch Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze oder Prionen ausgelöst werden. Das Bundesforschungsministerium setzte mit dem bis 2023 geförderten Nationalen Forschungsnetz Zoonotische Infektionskrankheiten ein erstes und erfolgreiches Zeichen für die disziplinenübergreifende Erforschung von Krankheiten. Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen startete 2009 und wurde langfristig durch das BMFTR sowie drei weitere Bundesministerien gefördert. Inzwischen wurde die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen in die One Health Platform (OHP) überführt (mehr dazu unten). Zusätzlich zur Human- und Veterinärmedizin werden nun auch Umweltaspekte berücksichtigt.

Nationales Forschungsnetz Zoonotische Infektionskrankheiten

One Health als übergreifender Forschungsansatz

Der vom BMFTR unterstützte One-Health-Ansatz betrachtet die Wechselwirkung zwischen der Gesundheit von Menschen, Nutz-, Haus- und Wildtieren, Pflanzen sowie den Ökosystemen, in denen sie leben. Hier arbeiten Fachdisziplinen wie Human- und Tiermedizin, Umwelt- und Agrarwissenschaften, Lebensmitteltechnik und Sozialwissenschaften gemeinsam daran, möglichen Gesundheitskrisen vorzubeugen. Für den Transfer in die Praxis sorgen öffentliche Gesundheitsdienste, das Veterinärwesen und die Umweltverwaltung.

Was ist One Health?

One Health ist ein kollektiver, vereinender Ansatz, der darauf abzielt, die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen und zu optimieren. Er erkennt an, dass die Gesundheit von Menschen, Haus- und Wildtieren, Pflanzen und der weiteren Umwelt (einschließlich der Ökosysteme) eng miteinander verbunden und voneinander abhängig sind.
Definition des One Health High Level Expert Panel (OHHLEP)

Unter Federführung des BMFTR haben sich sechs Bundesministerien zusammengeschlossen, um den One-Health-Ansatz auch in der medizinischen Forschung zu stärken. Die weiteren Partner sind die Bundesministerien für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), für Gesundheit (BMG), für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN), der Verteidigung (BMVg) sowie für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Zweck der „Forschungsvereinbarung One Health“ ist es zunächst, die seit 2009 geförderte Nationale Forschungsplattform für Zoonosen zu einer Forschungsplattform für One Health – der One Health Platform – auszubauen. Die mit der Plattform angestrebte Vernetzung und Bündelung national vorhandener Kompetenzen und Ressourcen trägt auch dazu bei, die globale Gesundheit zu stärken und das Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung umzusetzen.

One Health Platform

Mit der One Health Platform (OHP) werden Rahmenbedingungen für disziplinübergreifende Forschung und Wissensaustausch zum Thema geschaffen. Es werden Forschungsprojekte, Vernetzungsveranstaltungen und die Ausbildung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert. Die dezentrale Geschäftsstelle ist an der Universität Münster, dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald – Insel Riems und dem Helmholtz-Institut für One Health (HIOH) in Greifswald angesiedelt. Die One Health Platform wird seit dem Ende 2023 für fünf Jahre durch das BMFTR gefördert.

onehealthplatform.net

Langfristig geförderte Einrichtungen

Auf nationaler Ebene fördert das BMFTR die inter- und transdisziplinäre Vernetzung und Kooperation zwischen Forschung und Praxis, um einen wesentlichen Beitrag für wirkungsvolle Konzepte zur effektiven Prävention und zügigen Bekämpfung von Pandemien zu ermöglichen.

Mit den vom BMFTR geförderten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung sowie mit verschiedenen Ressortforschungseinrichtungen des Bundes ist der Wissenschaftsstandort Deutschland bestens aufgestellt, um eine an dem One-Health-Ansatz ausgerichtete, disziplinübergreifende Forschung zu betreiben. Hierzu zählen insbesondere das Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das Robert Koch-Institut (RKI), das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr.

2021 wurde zudem das Helmholtz-Institut für One Health (HIOH) in Greifswald gegründet. Als Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) ist es eng vernetzt mit seinen lokalen Gründungspartnern: der Universität sowie der Universitätsmedizin Greifswald und dem Friedrich-Loeffler-Institut als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Greifswald-Riems. Das HIOH beschäftigt sich mit der Bedrohung durch das Auftreten neuartiger Krankheitserreger sowie mit der Veränderung bekannter Krankheitserreger, einschließlich deren antimikrobieller Resistenzen (AMR). Das HIOH verfolgt einen umfassenden Forschungsansatz, der auch die integrierte Überwachung und Verbesserung der Gesundheit von Mensch und Tier sowie von Umwelt- und Klimafaktoren umfasst.

Mit Forschung und Entwicklung Gesundheitskrisen vorbeugen

Ausbrüche der Vogelgrippe H5N1, die Ausbreitung von MPox (früher als „Affenpocken“ bezeichnet) und die COVID-19-Pandemie: Sie haben vor Augen geführt, wie eng die Gesundheit von Mensch und Tier verbunden sind und wie wichtig Forschung und Entwicklung in internationaler Zusammenarbeit ist.

Hier setzen die beiden Europäischen Partnerschaften One Health AMR und BE READY NOW aus dem EU-Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa an, an denen sich das BMFTR beteiligt. Der One-Health-Aspekt spielt in beiden Partnerschaften eine wichtige Rolle, einmal im Zusammenhang mit antimikrobiellen Resistenzen und einmal für die Forschung an neuen und wiederauftretenden Erregern mit Pandemiepotenzial. In den Partnerschaften sollen unter anderem Forschungsprojekte gefördert werden, an denen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der gesamten EU, aus den zu Horizont Europa assoziierten Staaten sowie bestimmten weiteren Staaten beteiligen können. Die Partnerschaft One Health AMR hat im Juni 2025 ihre Arbeit aufgenommen, der Beginn von BE READY NOW ist für den 1. Januar 2026 geplant.