10.10.2025

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Monitoring-Studien: Stress und psychische Belastungen nehmen zu

Am 10. Oktober war der Welttag für psychische Gesundheit. Aber wie geht es den Menschen in Deutschland mental? Antworten liefern zwei Kohortenstudien des künftigen Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG).

Blick auf eine dichte Menschenansammlung, es sind nur die Hinterköpfe zu sehen. Eine Person trägt einen beigen Hut, eine Person daneben eine blaue Mütze

Zwei große Monitoring-Studien geben Auskunft über die psychische Verfassung der Deutschen.

5xinc / Thinkstock

Psychische Erkrankungen sind eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Am künftigen Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen mit Betroffenen und Angehörigen an neuen Methoden zur Vorbeugung, Diagnose und Therapie von psychischen Erkrankungen. An sechs Standorten bundesweit bündeln 33 Forschungseinrichtungen ihre Expertise, darunter Hochschulen und Universitätskliniken. Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) fördert den Auf- und Ausbau des künftigen DZPG mit rund 150 Millionen Euro.

Psychische Verfassung wird kontinuierlich erfasst

„Um psychische Gesundheit der Bevölkerung modulieren zu können, muss sie im ersten Schritt erfasst werden“, erklärt Professor Peter Falkai, Sprecher des DZPG. Unter dem Dach des DZPG laufen deshalb an zwei Standorten groß angelegte Kohortenstudien, die die psychische Verfassung der Bevölkerung kontinuierlich beobachten. Sie bilden ein Monitoring-System, das Trends sichtbar macht, Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen aufzeigt und eine wissenschaftliche Grundlage für Prävention und politische Entscheidungen schafft.

Die beiden Studien stützen sich auf breite Stichproben: Am Deutschen Gesundheitsbarometer am Standort Bochum-Marburg nehmen bereits über 25.000 Erwachsene ab 18 Jahren teil; ab 2026 werden auch Jugendliche ab 16 Jahren einbezogen. Ziel ist eine Basisstichprobe von 100.000 Menschen. An der DigiHero-Studie am Standort Halle-Jena-Magdeburg nahmen seit 2021 mehr als 125.000 Haushalte teil.

World Mental Health Day

Der Welttag der psychischen Gesundheit (World Mental Health Day) am 10. Oktober ist ein internationaler Aktionstag, der das Bewusstsein für die Bedeutung der psychischen Gesundheit schärfen, Stigmatisierung abbauen und zur Verbesserung von Versorgung und Prävention weltweit aufrufen soll. Nach Angaben der Vereinten Nationen leben mehr als eine Milliarde Menschen weltweit mit psychischen Erkrankungen.

Stabile Zufriedenheit – aber zunehmende Belastungen

Wer auf die Ergebnisse der Studien blickt, stößt zunächst auf eine gute Nachricht: Viele Menschen in Deutschland berichten von stabiler Lebenszufriedenheit und hohem seelischem Wohlbefinden. Zugleich zeigt sich, dass Stress die am häufigsten genannte Belastung ist, gefolgt von depressiven Verstimmungen und Angstsymptomen. Von September 2024 bis Juli 2025 ist ein leichter Anstieg negativer Werte erkennbar.

Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen

Die Daten geben dabei auch detaillierte Einblicke in die psychische Gesundheit unterschiedlicher Gruppen:

  • Geschlecht: Frauen berichten häufiger psychische Belastungen und eine geringere Lebenszufriedenheit als Männer.
  • Alter: Unter 20-Jährige sind am stärksten belastet, während Menschen über 80 das höchste Wohlbefinden angeben.
  • Regionen: In Berlin berichten Teilnehmende das höchste Wohlbefinden, im Saarland das niedrigste.
  • Die stärksten Belastungen durch Stress und Depression finden sich in Niedersachsen, bei Angstsymptomen wiederum in Berlin.
  • Ein Ost-West-Vergleich im Rahmen der DigiHero-Studie ergab: Wenn man Personen gleichen Alters, Geschlechts und gleicher Bildungs- und Einkommensgruppe vergleicht, berichten Ostdeutsche seltener depressive Symptome als Westdeutsche. 

Erkenntnisse für die Praxis

Professorin Silvia Schneider, ebenfalls Sprecherin des DZPG, betont: „Unsere Forschung soll so zügig und effizient wie möglich in die Praxis Eingang finden, damit die Bevölkerung von ihr profitiert.“

Um die psychische Gesundheit langfristig zu stärken, fordern die Forschenden gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen: mehr kostenlose Sport- und Freizeitangebote, mehr öffentliche Begegnungsräume sowie gezielte Aufklärung über psychische Gesundheit und Medienkompetenz – insbesondere in Schulen und am Arbeitsplatz.