30.07.2025

| Aktuelle Meldung

Fieberviren durchleuchten: Auszeichnung für Hamburger Strukturbiologin

Die Virologin Maria Rosenthal leitet am Bernhard-Nocht-Institut eine vom Bundesforschungsministerium geförderte Nachwuchsgruppe für Infektionsforschung. Nun wird sie ins Leibniz-Professorinnenprogramm aufgenommen. Ihr Fokus: gefährliche Fieberviren.

Auf dem Mikroskopbild sind viele runde Zellen zu sehen, die meisten davon erscheinen dunkelrot, einige leuchten hellgrün.

Im Fluoreszenz-Mikroskop sind die Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieberviren als helle grüne Punkte sichtbar.

BNITM

Mit verschiedenen Methoden forscht ihr Team in Hamburg an innovativen Wirkstoffen gegen Bunyaviren, zu denen das Lassavirus und das Krim-Kongo-Fiebervirus gehören. Nun steht für Dr. Maria Rosenthal der nächste Karriereschritt an: Die Virusforscherin vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin wird nach erfolgter Berufung fortan im Rahmen des Leibniz-Professorinnenprogramms gefördert. Die fünfjährigen Förderungen sind Teil des Leibniz-Wettbewerbs zur Unterstützung exzellenter Wissenschaftlerinnen.  

Portrait von Dr. Maria Rosenthal

Dr. Maria Rosenthal

Nachwuchsgruppe in der Infektionsforschung

Seit dem Jahr 2020 wird Rosenthal auch vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert. Mit mehr als zwei Millionen Euro finanzierte das BMFTR den Aufbau einer von ihr geleiteten Nachwuchsgruppe für Infektionsforschung. Rosenthals Projekt war eines von insgesamt 13 Vorhaben, die sich in einem hochkompetitiven Bewerberfeld durchgesetzt hatten. Mit der Berufung als Professorin – eines der angestrebten Ziele der Nachwuchsförderung – wird das BMFTR die Virusforscherin auch in den kommenden Jahren weiterfördern.

Die Forschung des Teams um Rosenthal zielt auf die Entwicklung antiviraler Wirkstoffe gegen Bunyaviren ab. Diese RNA-Viren haben großes Pandemiepotenzial, wie das durch Zecken übertragene Krim-Kongo-Fiebervirus. Bunyaviren können weltweit bei Menschen und Tieren schwere Erkrankungen hervorrufen, und bislang gibt es keinerlei zugelassene Medikamente zur Behandlung dieser Infektionen.

Bunyaviren

Das Lassa-Fieber ist eine besonders in Westafrika weit verbreitete Erkrankung, an der jährlich mehrere Hunderttausend Menschen erkranken. Viele Betroffene überstehen eine Infektion unbemerkt, für jene mit dem Virus Schwererkrankte aber besteht ein hohes Sterberisiko. Menschen infizieren sich über Lebensmittel, die von Mäusekot kontaminiert sind sowie untereinander über Tröpfchen und Sekrete. Erkrankte haben zunächst grippeähnliche Symptome, dann dauerhaft hohes Fieber. In der zweiten Woche kommt es zu Durchfällen, Hautausschlägen und Organschäden, und es entstehen innere Blutungen.

Das hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber ist eine schwere Infektionskrankheit, die durch ein Bunyavirus ausgelöst wird. Übertragen wird der Erreger durch Zeckenstiche, insbesondere in Asien, Afrika, aber auch in einigen Regionen Europas. Die Sterblichkeit bei Infektionen mit diesem Virus kann bis zu 40 Prozent betragen, eine spezifische Therapie gibt es bislang nicht.

Virusvermehrung mit Wirkstoffen stoppen

Auf der Suche nach Schwachstellen der Erreger haben die Forschenden die virale RNA-Polymerase im Visier: Dieses Schlüsselprotein für die Virusvermehrung soll mit hochpräzisen Wirkstoffen gezielt blockiert werden. Hier sieht das Team um Rosenthal Potenzial für die Entwicklung eines Breitband-Medikaments. Dazu kombiniert ihr Projekt modernste Methoden der Virologie, Strukturbiologie und Wirkstoffentwicklung.

„Unsere Vision ist es, maßgeschneiderte antivirale Strategien zu entwickeln, die das Virus nicht so leicht durch Mutation umgehen kann. Im Idealfall sollen diese zudem nicht nur gegen ein einzelnes Virus gerichtet sein, sondern eine ganze Gruppe von ähnlichen Erregern erfassen können“, sagt Rosenthal. „Gerade bei neu auftretenden Infektionen, wie wir sie durch Klimawandel und Globalisierung häufiger sehen, ist es entscheidend, Strategien zu entwickeln, die schnell auf ähnliche Viren übertragbar sind.“